Wie läuft eine Craniosacrale Therapiesitzung ab?
Craniosacrale Therapie ist eine sanfte und effektive manuelle Methode, die sich primär an den Körper wendet, nach dem Prinzip der Ganzheitlichkeit aber ebenso bei psychischen Beschwerden helfen oder unterstützen kann. Da sie bei sehr unterschiedlichen Symptomatiken eingesetzt werden kann, verbreitet sie sich seit einigen Jahren immer mehr.
Viele Menschen können sich darunter jedoch nur vage etwas vorstellen oder haben anfänglich Bedenken, da die Therapie ein eher feinstoffliches und nicht direkt offensichtliches Vorgehen umfasst. Dass es so schwierig in Worte zu kleiden ist, wie die Therapie funktioniert, liegt jedoch vor allem an der Begrenztheit von Sprache. Der Vorgang selber ist sehr klar und im besten Sinne des Wortes haptisch.
Für wen das genauer von Interesse ist: Ich beschreibe in dem hier verlinkten Blogartikel das Prinzip der Therapie. An dieser Stelle möchte ich einen detaillierten Überblick darüber geben, wie eine Therapieeinheit abläuft und auch, was aus meiner Sicht besonders wichtig ist, damit der erste Besuch gelassen vonstatten gehen kann und man weiß, worauf man sich einstellen kann:
Vorgespräch
Als erstes setzen wir uns zusammen und besprechen kurz oder ausführlicher das Thema, die Beschwerden und das Ziel. Allgemeine Fragen über den Gesundheitszustand werden eventuell auch erörtert und relevante medizinische Informationen ausgetauscht, soweit im Vorfeld nicht schon geschehen. Informationen über die sonstige Lebenssituation können ebenfalls von Interesse sein. Auch Erwartungen und Bedenken können besprochen werden.
Schon hier gilt mir für alle Gespräche und Inhalte: der Patient oder die Patientin soll sich wohl und gut aufgehoben fühlen. Niemand wird gedrängt und muss etwas „preisgeben“, worüber er eigentlich nicht reden möchte. -Ich benutze im folgenden Artikel die Bezeichnung „Patient“ für alle Geschlechter, um den Text nicht zu verkomplizieren. Es möge sich niemand ausgeschlossen fühlen.-
Nun sollte das erste Vertrauen entstanden sein, das Thema klar; wie eine große Überschrift der Sitzung, der Patient ist darauf vorbereitet, was ihn erwartet. Diese Überschrift und Zielsetzung ist mir in meinem Praxisalltag besonders wichtig. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es einen enormen Unterschied ausmacht, ob man auf etwas ausgerichtet ist und das auch ausgesprochen wurde.
Das Einnehmen einer bequemen Position
Der Patient legt sich vollständig bekleidet auf eine bequeme Liege, er zieht lediglich die Schuhe und gegebenenfalls einen engen Gürtel aus oder legt störenden Schmuck ab. Mir ist es sehr wichtig, dass die Lage entspannt und angenehm ist, denn Entspannung ist für den Erfolg der Behandlung von großer Bedeutung. Es kann also je nach Fall auch eine Seitenlage bei einer Hochschwangeren sein, oder man setzt sich auf einen Stuhl. Vor einiger Zeit hatte ich eine Patientin, die auf einem Stuhl saß und ihr Baby hielt, während ich sie behandelte. Sie wusste, dass es so dem Kind gut ging, und damit war es auch für sie die entspannteste Position.
Durch Knierolle, ein kleines Kopfkissen, andere unterstützende Kissen oder eine wärmende Decke optimiere ich die Lage.
Mein Raum ist ruhig und in einer angenehmen Atmosphäre, um auch durch eine entspannte Umgebung die Behandlung zu unterstützen.
Beginn der Behandlung
Nachdem ausdrücklich sichergestellt wurde, dass der Patient jederzeit Rückmeldung geben kann, wenn ihm etwas unangenehm sein sollte oder er spezielle Wünsche hat, er auch Fragen stellen kann, wenn er das möchte, stimme ich mich kurz auf mich, den Patienten und den Moment ein. Dann nehme ich mit meinen Händen Kontakt mit dem Patienten auf. Anfangspostionen, die sich sehr anbieten- vor allem, wenn jemand zum ersten Mal kommt- sind die Füße oder Schultern. Die Kontaktaufnahme besteht aus ganz leichten Berührungen oder einem Halten, in keiner Weise invasiv oder unangenehm. Die Hände bleiben oft etliche Minuten in einer Position, damit sich der Körper an die feine Berührung gewöhnt und darauf einstellt.
Behandlungen für Kinder halte ich meist kürzer, da sie auf der einen Seite in der Regel nicht so lange liegen bleiben möchten, auf der anderen das kindliche System noch sehr viel schneller reagiert als bei Erwachsenen. Wenn das Kind sich zwischendurch bewegen muss oder möchte, sollte das auch jederzeit machbar sein, ohne die Behandlung zu stören. Genauso ein Gespräch mit dem Kind, damit es einbezogen ist und weiß, was vorgeht. Ein guter Behandler kann das alles ohne Abstriche integrieren.
Die Behandlung
Ich spüre, wenn der Körper mit eigenen feinen Regulationen beginnt, gebe eventuell leichte Impulse zur Unterstützung oder folge dem Gewebe in seinen minimalen Bewegungen. Diese Bewegungen, ein leichter Rhythmus, der von der Gehirn-und Rückenmarksflüssigkeit ausgeht und sich über das fasziale System über den ganzen Körper ausbreitet, wird die „Craniosacrale Welle“ genannt. In der Behandlung wird dem Körper die Gelegenheit gegeben, Blockaden oder Spannungen dieser Welle zu lösen. Diese Regulationen spürt wiederum der Therapeut, und so entsteht eine Kommunikation jenseits von Worten. Das ist es, was ich „Lauschen mit den Händen“ nenne.
Auch die Organe befinden sich in einer steten genau definierten Bewegung und können über diese Schwingung reguliert werden.
Die Selbstregulation und Reaktion des Patienten
Die Behandlung setzt also darauf an, den Körper zu unterstützen, sich selbst zu regulieren. Es gibt keinen „Druck“, keine ruckartigen Bewegungen, geschweige denn eine tiefe Massage. Ich leite, wenn überhaupt, nur minimale, fast unmerkliche Impulse weiter oder gehe mit den Impulsen des Körpers mit.
Die Reaktionen der Patienten sind je nach Mensch und je nach Behandlung unterschiedlich: Manche Menschen empfinden eine wohlige Wärme oder ein sanftes Kribbeln, oft aber auch einfach tiefe Entspannung. Manche schlafen dabei ein. Es können kurzzeitig ungewöhnliche Körpersensationen auftreten, wie Muskelzucken, ein leichtes Stechen etc. Insgesamt ist es aber eine Behandlung, die sich auf innere Bewegungen des Körpers konzentriert, weshalb sie äußerlich wenig „Action“ zeigt.
Wieder Ankommen und Nachspüren
Nach der eigentlichen Behandlung bleibt der Patient noch eine Weile ruhig liegen, um die Veränderungen zu verarbeiten. Viele bemerken ein Gefühl der Gelassenheit oder des Friedens, fühlen sich wohlig schwer und mehr geerdet, oder im Gegenteil leichter als vorher, nehmen ihren Körper besser wahr. Genug Raum für diese Phase zu lassen ist meiner Erfahrung nach wesentlicher Bestandteil der Behandlung. Manche Menschen sind sehr schnell wieder „da“, aber viele hätten gerne mehr Zeit dafür, die ich auch zur Verfügung stellen möchte.
Nachgespräch
Nach der Behandlung erfolgt ein kurzes Gespräch über die empfundenen Eindrücke. Ich kann hier bei Bedarf Erklärungen zu eventuellen Empfindungen geben und einen Ausblick auf mögliche weitere Schritte oder Sitzungen geben. Es gibt auch Sitzungen, nach denen es besser ist fast gar nicht zu reden, sondern das Erlebte einfach stehen zu lassen.
Ich weise auch auf die Wichtigkeit von Ruhe nach der Sitzung hin, soweit das möglich ist, und bitte darum, im Laufe des Tages viel Wasser zu trinken, da der Körper nach der Behandlung noch weiter arbeitet.
Was viele Menschen beruhigt:
- Kein Druck oder Schmerz: Die Therapie ist absolut schmerzfrei und erfordert keine invasiven Techniken. Alles passiert im Einklang mit dem Patienten, und die Berührungen sind sehr sanft.
- Nichts Mystisches: Auch wenn die Therapie auf feine, subtile Wahrnehmungen setzt, wird keine esoterische „Energiearbeit“ ausgeführt. Es geht vielmehr darum, den natürlichen Rhythmus und die Fähigkeit des Körpers zu spüren und zu fördern. Dabei bleibt Raum für individuelle Wahrnehmungen.
- Kein Zwang zu Reaktionen: Die Patienten sind frei, das Tempo selbst zu bestimmen und jederzeit Fragen zu stellen. Manche empfinden sehr viel, andere nichts oder nichts Bestimmtes. Alles kann hier seinen Raum haben, und wenn man erst mal nichts empfindet, heißt das nicht, dass der Körper nicht reguliert. Das ist davon unabhängig.
Craniosacrale Therapie richtet sich an alle Altersgruppen und kann eine tief entspannende, wohltuende Erfahrung sein, bei der der eigene Körper die Möglichkeit bekommt, sich selbst zu regulieren und Stress abzubauen – auf eine Weise, die sanft und respektvoll ist.
Hast du schon einmal eine Erfahrung mit Craniosacraler Therapie gemacht, und wenn ja, wie war das für dich?
Gibt es noch Fragen, die ich dir beantworten kann? Dann schreibe mir gerne in die Kommentare.
Wenn du noch mehr über die Craniosacrale Therapie wissen möchtest, lies hier weiter.
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